BANG & OLUFSEN - Auch wer kein Musikliebhaber oder Hifi-Fan ist kennt diesen Namen. Seit fast 100 Jahren steht diese Firma für erstklassige Technik, außergewöhnliches Design und einen hervorragenden Service. Preislich für Viele stets unerschwinglich.
Und ich hatte die Gelegenheit, eine dieser Anlagen aus nächster Nähe zu bewundern.
Die Anlage bestand aus folgenden Komponenten:
Receiver Beomaster 5500
Tape Deck Beocord 5500
Plattenspieler Beogram 5500
Dazu gesellte sich noch ein Master Control Panel (MCP). Zeitlich wurden die Geräte irgendwann zwischen 1986 und 1990 hergestellt. Was eine schöne Kombi.
Als Erstes wollte ich mich um das Tape Deck kümmern. Die technischen Daten klangen verlockend:
Aufnahmesystem HX-PRO
Bandtransport: Auto-Reverse
Rauschunterdrückung: Dolby B und C (automatische Umschaltung)
automatische Lautstärkeanpassung
automatische Titelsuche
automatischer Aufnahmepegel (Auto Record)
Frequenzbereich (Chrom): 30 - 18.000 Hz (+/- 3dB)
Gewicht 8kg
Eine Besonderheit ist die "Tape Head Switch" - Funktion: Für das Abspielen der anderen Tape Seite wird nicht die Bandrichtung geändert, sondern der Tonkopf um 180° gedreht. Ein eigener Motor macht das möglich. Einfach genial.
Technisch gab 2 Probleme:
Die Schublade ließ sich nur manuell öffnen.
Die Spulen-Funktion (fast forward/ rewind) ging nicht. Play funktionierte aber.
Die Fehlfunktion der Schublade war schnell gefunden: Ein gerissener Antriebsriemen.
Einen, in meinen Augen, passenden Riemen hatte ich vorrätig. Leider passte dieser dann doch nicht so genau: Bei diesen Geräte funktioniert die Abschaltung der Schubladenöffnung rein elektronisch. Es gibt keine mechanischen Endschalter. Nach Aktivierung der Öffnungsfunktion wird der Motor für einige Sekunden angesteuert, bis die Schublade über ein Zahnstangengetriebe ausgefahren ist. Umgekehrt beim Schließen genauso. Im Prinzip eine Weg/Zeit-Funktion, die fest programmiert ist. Diese Funktion wird auch beim Einschalten des Gerätes aktiviert, d.h. der Motor wird kurz angesteuert, um die Schublade korrekt zu schließen.
In meinem Fall funktionierte das nach dem Einschalten genau 1mal , dann war der Riemen wieder vom Stirnrad gerutscht. Eine Möglichkeit den Riemen zu spannen gab es nicht. Nur eine Einstellschraube, um den Abstand zwischen Zahnstange und Zahnrad korrekt einzustellen. Weitere Versuche konnten den Fehler reproduzieren. Also konnte nur ein originaler Antriebsriemen helfen.
Ich wollte erst noch schauen, ob ich weitere Teile benötigte. Mir war aufgefallen, das die Schublade beim Ein-/Ausfahren leicht "hoppelte". Die Ursache war auch hier schnell gefunden: Die Gummirollen hatten sich, vermutlich durch eine lange Standzeit, platt gedrückt.
Die Ursache für die fehlerhafte Spulen-Funktion zu finden, gestaltete sich da schon schwieriger:
Wenn man ein Tape abspielte und die "Fast Forward/ Rewind"-Tasten drückte passierte etwas kurioses: Das Band stoppte, der Tonkopf wurde angehoben und gedreht, wieder abgesenkt und das Band lief weiter. Ein Blick in den Stromlaufplan wurde notwendig.
Dort fand ich den Hinweis auf insgesamt 7 Taster, die im Kassetten-Teil zu finden waren.
6 Taster konnte ich lokalisieren. 5 Stück befanden sich auf einer kleinen Platine oberhalb der Kassette, einer im Kassetten-Teil.
Schön zu sehen übrigens, dass der Capstan-Motor am 03. August 1988 produziert wurde.
An den Steckerleisten P8 und P9 konnte ich die Taster überprüfen. Je nach Abspielfunktion konnte ich gegen Ground eine Spannung von 5V / 0V messen. Nur der mit "Search" beschriftete Taster S4 war nicht zu finden. Am Kontakt P8-16 war keine Spannungsänderung messbar. Konstant bei 5V. Lag hier der Fehler? Doch wo befand sich dieser Taster?
Also die Explosionszeichnung aufgerufen:
Und hier fand ich die Lösung: Taster S4 (93S4) befand sich in der Nähe des Kurvenrades (9355). Versteckt hinter dem Capstan-Schwungrad (9367). Von außen ganz schwer zu sehen.
Etwas Feinöl auf eine Spritze gezogen, das Kurvenrad geschmiert und einige Umdrehungen am Schwungrad beförderten schließlich den Kurvenhebel (9358) zutage. Dieser betätigte schlussendlich S4. Also alles wieder zusammengebaut und am Kontakt P8-16 nachgemessen. Auch hier konnte ich jetzt eine Spannungsänderung von 5V / 0V messen. Ursache also ein festsitzendes Kurvenrad, das sich im Play-Betrieb nicht bemerkbar gemacht hatte!
Inzwischen waren auch meine Ersatzteile eingetroffen. Zeit alles zusammen zubauen.
Ein erster Test zeigte dann, dass alles korrekt funktionierte .
Und wieder ein Gerät vor dem Elektroschrott gerettet.
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